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Synergie 2019 in Bonn

Erfolg durch Teamwork auf Augenhöhe

349 Teilnehmer aus Ärzteschaft, Sanitätsfachhandel und Physiotherapie, hochkarätige Referenten, renommierte Top Speaker sowie ganz viel Leidenschaft und Emotion: Der „Synergie“ Kongress bewegte sich auch 2019 am Puls der Lymphologie. Die Kongressreihe wiederholte sich vom 17. bis 19. Mai in Bonn zum 12. Mal.

Dr. med. Anya Miller, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie und wissenschaftliche Leiterin von medi Synergie 2019, eröffnete den Kongress mit ihrem Vortrag über die Bedeutung der Fachgesellschaften in der Entwicklung der Lymphologie in Deutschland. Dabei entführte sie das Publikum zunächst in die Vergangenheit: Gesparo Aselli entdeckte die geheimnisvolle Flüssigkeit der Lymphe im Jahr 1627 bei einem wie er formulierte „wohl genährten“ Hund – damals ein spektakulärer Fund: das abdominelle Lymphgefäßsystem war entdeckt. Heute machen die Gesellschaften und Leitlinien das Lymphödem abbildbar und dokumentierbar. Fortbildungsreihen, Physiotherapeuten & Co. tragen einen maßgeblichen Teil zur Sicherung des Therapieergebnisses bei.

Lymphologie – auch politisch heiß diskutiert

Auch die Politik wirft aktuell einen Blick auf die Therapie von Ödemerkrankungen, was die mediale Aufmerksamkeit erhöht. „Die Liposuktion ‚mal eben so als Kassenleistung‘ anzubieten, halte ich nicht für sinnvoll. Das kann zu nicht zielführenden Eingriffen mit daraus folgenden gesundheitlichen Risiken für zahlreiche adipöse Frauen führen – vor allem, weil diesbezügliche Studienergebnisse fehlen“, so Dr. Anya Miller. Vielmehr müsse man sich weiterhin auf Forschungsförderung konzentrieren, mit der Industrie Innovationen entwickeln und die Lymphthematik noch stärker mit Studien untermauern. Basiskenntnisse über Ödemerkrankungen müssten laut Dr. Miller Standard in der Facharztausbildung werden. Für den Sanitätsfachhandel betonte sie die Wichtigkeit gut ausgebildeter Mitarbeiter mit Routine in der Vermessung. Ihre Botschaft: Die Fachgesellschaften sind das Zentrum und der Motor für die Weiterentwicklung der Lymphologie – gemeinsam mit allen Beteiligten der Versorgungskette.

Aufklärung ist der Schlüssel

Welche Rolle Qualifikation und Aufklärung spielen, verdeutlichte auch Dr. Mario Marx (Plastische, Rekonstruktive und Brustchirurgie, Elblandklinikum Radebeul und Department für Frauengesundheit Tübingen). Er bietet Netzwerkpartnern die Möglichkeit, bei Brustkrebs-Operationen zuzusehen, um zu verstehen, wie modern operiert wird und welche Schäden bei falschen Techniken entstehen können. Durch Live-OPs über das Internet teilt er seine Expertise mit der Ärzteschaft. „Die Drüsen in der Brust sind bei jeder Patientin anders angeordnet, das ist eine Kalkulation von Ungewissheiten. Man muss abwägen, ob die Operation wirklich sinnvoll ist“, so Marx.

Zur Ursache postoperativer Lymphödeme in den oberen Extremitäten führt Dr. Marx aus: „Eine der Hauptkomplikationen der klassischen operativen und strahlentherapeutischen Therapien des Mammakarzinoms sind narbige Verengung und somit Lymphabfluss-Behinderungen im Bereich der Achsel. Dann kann nichts mehr abfließen. Mit unserer neuen Operationsmethode entfernen wir das Narbengewebe und füllen den so entstehenden Freiraum wieder auf. Das Ergebnis: Es kann nichts mehr verkleben und Lymphe wieder abfließen.“

Gemeinsam stark: Samuel Koch inspiriert auf der Synergie

Immer wieder hört er die Frage: „Wie schaffst du das bloß?“ Die einzige Antwort, die er gibt: „Nicht allein!“ Samuel Koch, Schauspieler und Autor, trifft den Nagel damit auf dem Kopf – sowohl in Bezug auf seine eigene Geschichte als auch beim Netzwerkgedanken in der Lymphologie. Mutig, humorvoll und offen berichtet er von seinem Schicksal: 2010 verletzte er sich bei seinem Auftritt in der TV-Show „Wetten, dass?“ schwer und ist seitdem querschnittsgelähmt. Samuel Koch setzt vor allem auf Bewegung, trainiert täglich. „Wenn ich meinen Alltag vor dem Unfall mit heute vergleiche, ist der Trainingsumfang in etwa gleichgeblieben“, erklärt er und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Als ehemaliger Kunstturner war ein Training damals ohne Blut und Schmerzen kein gutes Training.“ Neben all der Disziplin setzt Koch vor allem auf Kommunikation. Er verzichtet bislang auf die automatisierte Umfeldsteuerung zu Hause, sondern bittet Familie und Freunde um Hilfe. „Das fiel mir zu Anfang schwer, ich hatte so viel Besuch, da wollte ich auch mal für mich sein“, so Koch. Den Satz „Das geht nicht.“ akzeptiert Koch nicht. „Auch für das Theater war es zunächst Neuland, jemanden mit meinem ‚Bewegungskonzept‘ zu integrieren. Aber ich probiere immer alles aus, sei es in der Schauspielerei oder bei einem neuen Trainingsgerät.“

Netzwerkarbeit ist ein Miteinander auf Augenhöhe

Auf die Frage, wie Samuel Koch aus der Perspektive des Versorgten die Vernetzung zwischen Ärzteschaft, Pflegern, Therapeuten und Fachhandel einschätzt, sagt er: „Es gibt tolle Menschen und solche, die dem ‚Tollen‘ einfach keinen Raum geben. In meinem Fall war der Austausch zwischen Ärzten, Therapeuten, meiner Familie und mir extrem eng. Wir steckten uns gemeinsam Ziele, die Pfleger hatten teilweise sogar mehr zu sagen als die Ärzte. Das war ein Miteinander auf Augenhöhe.“

Auch Prof. Dr. Gerd Lulay appellierte in seinem Vortrag „Zukunftsperspektiven in der Lymphologie“ an die Zusammenarbeit aller Schnittstellen innerhalb der Therapie: „Neben der Politik entscheiden alle an der Therapie Beteiligten über das Einzelschicksal des Patienten. Somit bestimmen auch alle gemeinsam die Wahrnehmung und indirekt die Perspektiven der Lymphologie.“

Ergänzend zu den Fachvorträgen bot Synergie den Teilnehmern wieder umfassende Praxis-Workshops. Der Mix aus hochkarätigem wissenschaftlichen Programm und fachlicher Hands-on-Mentalität machte den Synergie Kongress erneut zu einem Highlight der lymphologischen Netzwerkarbeit.

Das Vortragsprogramm und die Referenten von Synergie 2019 sind online abrufbar: www.medi.biz/synergie-social

medi Synergie 2019 – Teilnehmerstimmen

Gernot Gebauer, Geschäftsführer reha team Bayreuth Gesundheits-Technik GmbH: „Synergie ist für mich die geballte Kraft in der Lymphologie! Die familiäre Atmosphäre, der interdisziplinäre Austausch mit Ärzten, Fachhändlern, Therapeuten und natürlich medi sowie der starke Themenmix machen den Kongress einzigartig. Neben den Vorträgen profitiere ich persönlich stark von den Gesprächen mit den Teilnehmern.“

Dr. med. Andrea Liebhold, Viszera Chirurgie-Zentrum, München: „Synergie hat mir erneut gezeigt, wie wichtig es ist, den Netzwerk-Gedanken aktiv zu leben, Bestehendes immer wieder zu hinterfragen und die Strukturen, die es bereits gibt, zu verbessern. Wir bieten unseren Patienten nur dann die bestmögliche Therapie, wenn wir zusammenarbeiten. Lymphtherapeuten sind eine wichtige Schaltstelle für unsere Arbeit, ebenso die adäquate Versorgung durch die Sanitätshäuser. Mit diesem Netzwerk schaffen wir Strukturen, die uns in der Lymphologie voranbringen. Ich sehe im Bereich Netzwerke noch große Wachstumspotenziale.“

Volker Opitz, Geschäftsführer Sanitätshaus Bernward, Hannover: „Was mich besonders freut: Die Teilnehmer aus der Ärzteschaft beweisen, dass alle Netzwerkpartner zunehmend auf Augenhöhe arbeiten und sich gegenseitig respektieren. Inzwischen gibt es bereits Ärzte, die sagen, dass sich die Mitarbeiter im geschulten Sanitätshaus besser mit der Lymphversorgung auskennen als sie selbst. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung und schmälert die Arbeit der Ärzteschaft keinesfalls. Und es zeigt, dass alle Beteiligten innerhalb der Versorgungskette immer mehr verstehen, dass wir gemeinsam die größte Kraft entfalten.“

Varta Kurs, Lymphologische Fachberaterin, elomed Lymphprofis Sanitätshaus, Ettlingen: „Das wissenschaftliche Programm von Synergie ist jedes Jahr sehr intensiv und hochkarätig. Vor allem finde ich es immer wieder schön, die ‚Lymphfamilie‘ hier zu treffen und diese Synergien zu leben. Man tauscht sich mit Kollegen aus anderen Bundesländern aus, die vergleichbare oder auch völlig andere Herausforderungen haben. Das ist sehr wertvoll.“

Heinz Rohn, Praxis für Lymph- und Physiotherapie Heinz Rohn, Regensburg: „Die teils kontroversen Diskussionen rund um das Lipödem fand ich hochspannend und wertvoll. Man scheint doch noch nicht so weit zu sein, dass es eine klare Linie gibt, das spiegelt sich auch in unseren Praxen wider. Auch Regresse bei den zuweisenden Ärzten sind herausfordernd. Ich wünsche mir, dass noch mehr Lymphnetzwerke entstehen. In Gesprächen mit anderen Teilnehmern wurde deutlich, dass sich viele Netzwerke schon nach kurzer Zeit wieder auflösen. Auch hier spielt sicherlich das Thema Regresse eine Rolle.“

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