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Der Vorfuß aus operativer und konservativer Sicht

medi veranstaltet 2. Oberhofer Fußsymposium

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Nach der gelungenen Premiere im vergangenen Jahr lud der Medizinprodukte-Hersteller medi im November 2024 zum 2. Oberhofer Fußsymposium ein, dieses Mal unter dem Motto: „Der Vorfuß aus operativer und konservativer Sicht.“ Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. med. Kiriakos Daniilidis (Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, leitender Arzt MVZ, OTC Regensburg) und Prof. Dr. med. Hans Polzer (Facharzt für Orthopädie, Standortleiter Innenstadt, Leitung Fuß und Sprunggelenk, MUM – Muskuloskelettales Universitätszentrum München (LMU München)) präsentierten Expert:innen medizinischer Fachrichtungen operative Lösungen sowie konservative Schuh- und Einlagenversorgungen.

Bei der zweitägigen Veranstaltung referierten die Expert:innen zu den Themen Hallux valgus, Hallux rigidus, Trauma sowie Metatarsalgie (Schmerzen am Mittelfuß) und warfen einen Blick über den Tellerrand. Neben informativen Fachvorträgen bekamen die Teilnehmenden aus Bereichen wie Physiotherapie, Orthopädie, Orthopädieschuhtechnik und Allgemeinmedizin einen Einblick in die Möglichkeiten des interdisziplinären Austausches. Anhand praxisorientierter Beispiele diskutierten sie spannende Fragestellungen, wie beispielsweise „Wann macht eine Operation Sinn und was kann mit technischen Hilfsmitteln sowie physiotherapeutischen Maßnahmen erreicht werden?“

Hallux valgus: Ganzheitliche Betrachtungsweise von Bedeutung

Im Themenblock zum Hallux valgus, der Fehlstellung der großen Zehe, stellten die Referent:innen minimalinvasive und offene Verfahren sowie deren Vor- und Nachteile gegenüber. Andreas Lieschke, Physiotherapeut und Dozent an der International Academy of Orthopedic Medicine (Regensburg)​, betonte, dass es einer ganzheitlichen Betrachtung des Hallux valgus bedarf – im Gefüge mit dem Rückfuß und der gesamten Bewegungskette. „Es ist zudem wichtig, Patienten bereits frühzeitig in der Therapiekette ,abzufangen´ – denn die Physiotherapie kann nur bis zu dem Punkt unterstützen, an dem sich der Hallux valgus Winkel bzw. Intermetatarsaler Winkel noch nicht stark verändert hat. Grenzwerte für die konservative Therapie scheinen ein HV-Winkel von ± 20° zu sein. Die patientenindividuelle Behandlung sollte mit einem Monitoring starten, wie einer Ganganalyse, Messen der Valgusposition, Kraft der intrinsischen Fußmuskulatur und Röntgen, wobei letzteres besonders präzise ist. Denn in der Regel ist der Hallux valgus Winkel 5° schlechter, als es von außen her sichtbar ist. Mit einer konservativen, multimodalen Behandlung kann man sehr gute Erfolge erzielen und den Hallux valgus-Winkel durchschnittlich um 7,1° (1) korrigieren“, so Lieschke. Eine wichtige Rolle bei der Behandlung spielen auch Orthesen: Lieschke bezog sich dabei auf eine Studie von Kwan et al (2), laut der sowohl statische als auch dynamische Orthesen ähnlich effektiv seien, da durch die Orthesen der wichtige intermetatarsale Winkel korrigiert werden kann, was den Therapieerfolg sichern kann.  

Weitere Experten-Referenten in diesem Themenblock: Prof. Dr. med. Leif Claaßen, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Zertifizierter Fuß- und Sprunggelenkchirurg Orthoprofis I Rückenprofis (Hannover), eröffnete den Themenblock mit seinem Expertenvortrag über „Minimalinvasive Verfahren in der Vorfußchirurgie.“ Die wissenschaftliche Leitung des Symposiums Prof. Dr. med. Kiriakos Daniilidis sprach im Anschluss in seinem Fachvortrag über „Offene Verfahren (Chevron / Akin / Lapidus)“.

Hallux rigidus: Operative Verfahren und Versorgung mit Einlagen

In seinem Vortrag „Gelenkerhaltende und resezierende Maßnahmen beim Hallux rigidus“ ging Prof. Dr. med. Hans Polzer auf operative Therapiemöglichkeiten bei einem Hallux rigidus, der Arthrose am Großzehengrundgelenk, ein. Das Fachpublikum war dabei vor allem interessiert an seiner Gegenüberstellung der Operationsverfahren Cheilektomie (gelenkerhaltender Eingriff zur Behandlung der initialen Arthrose im Großzehengrundgelenk) und der Osteotomie (chirurgische Durchtrennung und Verschiebung von Knochen) sowie der Versorgung mit Prothesen im Vergleich zur Gelenkversteifung (Arthrodese). In seinem Fachvortrag referierte er zudem darüber, dass die Arthrodese von Patient:innen meistens abgelehnt wird, obwohl sie oft bessere Ergebnisse als eine Prothese liefert. Patient:innen, die sich für eine primäre Arthrodese entscheiden, sind laut des Arztes zufriedener als diejenigen, die eine Arthrodese nach einer Prothese als weiterführende Behandlung erhalten, beispielsweise nach Lockerung der Prothese oder bei Nichteinstellung des gewünschten Erfolges. „Eine gute und umfassende Aufklärung ist dabei jedoch das A und O! In unserer Klinik bringen wir deswegen Patient:innen, die den Eingriff bereits hinter sich haben in Kontakt mit denen, die sich noch in der Entscheidungsfindung für die für sie richtige Behandlungsmethode befinden“, so Prof. Dr. med. Polzer.

In ihrem gemeinsamen Vortrag thematisierten Tino Sprekelmeyer, Orthopädieschuhtechnikermeister, Orthopädie-Schuhtechnik Sprekelmeyer (Osnabrück), „Versorgungsmöglichkeiten mit orthopädischen Einlagen beim Hallux rigidus …“ und Thomas Stief, Orthopädieschuhtechnikermeister / Dipl.-Ing. (ts)² analytiX motion lab der Firma (ts)² GmbH (Osnabrück), „ ... und die messtechnische Darstellung der biomechanischen Wirkungsweise“. Das Fazit der beiden Referenten: „Orthopädische Behandlungen, die patientenindividuell abgestimmt sind, erfordern ein strukturiertes, nachvollziehbares, zielorientiertes und transparentes Vorgehen. Die Beschwerdebilder müssen dabei differenziert werden. Nur durch Aufstellen, Verfolgen und Überprüfen von Versorgungszielen ist objektiv nachvollziehbar, wie zielführend versorgt wurde. Das Erfassen der Beschwerden und Belastungen vor und nach einer Intervention ist dabei in der Regel unerlässlich. Die handwerkliche Fertigung der Hilfsmittel ist ein wichtiger Teil der Versorgung. Bei einem Hallux rigidus im Stadium 3 beispielsweise empfehlen wir Einlagen im Sonderbau. Wichtig ist es zudem, Schuh und Einlage immer als eine Einheit zu sehen.“

Themenblock Trauma: Verbandschuh versus Schuhzurichtungen

Am zweiten Tag des Symposiums sprach Orthopädietechniker Markus Seeßle, B. Eng. Technische Orthopädie, Seeßle Fussgesund GmbH (Erding), über „Möglichkeiten am Schuh – Verbandschuh vs. Rolle und deren Indikationen.“ Ziel der Versorgungen mit Verbandschuhen und Schuhzurichtungen sei es laut ihm, Patient:innen zu mobilisieren, Beanspruchungen sowie den Bewegungsumfang zu reduzieren und Schmerzen zu lindern. Zu Beginn seines Vortrages ging er auf den Verbandschuh und den Fußteilentlastungsschuh ein. Es handelt sich um eine Interimsversorgung, mit der Patient:innen schnell versorgt werden können. Die Mobilität und damit verbunden auch die Akzeptanz ist stark modellabhängig, mittlerweile gibt es laut Seeßle jedoch ein breites Sortiment. Zudem sind diese Schuharten mit Bettungseinlagen kombinierbar. „Die Akzeptanz bei Schuhzurichtungen ist deutlich höher als beispielsweise bei Ausgleichsschuhen. Doch leider sind seit Jahren die Verordnungs- und Fallzahlen rücklaufig“, so Seeßle. Schuhzurichtungen bezeichnete er als das „Schweizer Taschenmesser der Orthopädieschuhtechnik“ – sie können patientenindividuell adaptiert werden und wirken sowohl auf die Statik der gesamten unteren Extremitäten ein als auch auf die dynamische Schrittabwicklung. Die unauffälligeren Schuhzurichtungen können mit Einlagen gut kombiniert werden. Ein großer Pluspunkt laut Seeßle: höchste Kundenzufriedenheit und Akzeptanz.

Weitere Referenten in diesem Themenblock: Dr. med. Adrian Komadinic, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Kinderorthopäde, Chefarzt, St. Barbara-Klinik Hamm GmbH (Hamm) sprach vor dem Fachpublikum über: „Lisfranc-Luxation – oft übersehen? Beispiele einer operativen Versorgung.“ Dr. med. Antje Lange, Oberärztin, Helios Klinikum Erfurt, sprach über „Trauma Zehen – operative Möglichkeiten.“

Metatarsalgie: Exzentrische Dehnungs- und Kraftübungen sowie konservative und operative Möglichkeiten beim Morton Neurom

Im Themenblock Metatarsalgie thematisierte Christian Blankl, DOSB Sportphysiotherapeut und Heilpraktiker für Physiotherapie (München) „Exzentrische Dehnungsübungen der dorsalen Kette und der Einfluss auf den Vorfuß.“ Er hob hervor, dass man sich weg von der sogenannten „DAVOS“ Therapie (dort therapieren, wo sich die Schmerzen befinden) hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung der gesamten Kette entwickeln müsse. Die Beweglichkeit des Nervs und der Gelenke stellen das erste Behandlungsziel dar. Exzentrische Dehnungs- und Kraftübungen eignen sich laut Blankl dazu sehr gut, da sie Beweglichkeit und Kraft fördern.​ Es wird Energie gespeichert, die dann wieder freigegeben werden kann. Hierfür nannte er mehrere Beispiele: eine Übung von einer statischen zu einer dynamischen Variante ausführen (Stand – Sprung) oder von einer stabilen Unterstützungsfläche auf eine instabile (fester Boden – Trainingsmatte). Zu den konkreten Übungen zählen beispielsweise Wadenheber mit gestrecktem oder gebeugtem Knie sowie Kniebeugen ohne und mit Zehenstand.

Prof. Dr. med. Christina Stukenborg-Colsman, Fußspezialistin und Chefärztin des Departments Fuß und Sprunggelenk der Medizinischen Hochschule Hannover im Diakovere Annastift ging in ihrem Vortrag „Konservative und operative Behandlung der Metatarsalgie“ auf die unterschiedlichen Ursachen einer Metatarsalgie ein. Hierbei stellte sie die Diagnostik und Therapie einer Morton Neuralgie (periphere Nervenerkrankung des Fußes) und des Morbus Freiberg-Köhler (Knocheninfarkt) vor. Des Weiteren stellte sie die unterschiedlichen Osteotomieformen der Metatarsalia (Mittelfußknochen) dar, um eine Fehlstellung der Metatarsalia zu behandeln und eine Entlastung der Metatarsaleköpfchen zu erreichen. Auch eine Verkürzung des Gastro-soleus Komplexes (Wadenmuskulatur) kann zu einer Metatarsalgie führen und durch eine Release (Lösung) der Muskulatur therapiert werden.

Blick über den Tellerrand: Interdisziplinäre Abstimmung als höchste Priorität

Im abschließenden Themenblock „Ein Blick über den Tellerrand“ sprach Jörg Reisgies, Geschäftsführer Brandes & Diesing OHG (Hannover), in seinem Vortrag „Assessments zur Evaluation von „high performing“ Versorgungen in der Orthopädietechnik“ über den heutigen Versorgungszustand sowie zukünftige Möglichkeiten und Herausforderungen. Zu Beginn ging er auf die aktuelle analoge und stark papierlastige Versorgung in Deutschland ein. Laut ihm wird die Zukunft geprägt sein von einer elektronischen Patientenakte, dem e-Rezept, einem digitalen Versorgungsablauf inklusive 3D-Scan und Zentralfertigungen sowie dem 3D-Druck. Herausforderungen sieht er im Fachkräftemangel, einem steigenden Kostendruck sowie darin, Mitarbeiter:innen in dem sich wandelnden Prozess aktiv mitzunehmen. Zudem stellte er verschiedene postoperative Versorgungskonzepte vor, auf die Brandes & Diesing setzen: „Die interdisziplinäre Abstimmung hat für uns höchste Priorität – das komplette Netzwerk muss für die Patient:innen greifbar sein, hierunter zählen auch Physiotherapeut:innen sowie Wundmanager:innen. Wir entscheiden individuell, welche Versorgung am besten ist – eine indikationsbezogene Standardversorgung oder eine Maßorthetik.“

Monika Mendl, Bereichsleitung Abrechnung der Dr. Meindl u. Partner Verrechnungsstelle GmbH (Nürnberg), stellte in ihrem Vortrag „GOÄ – Update für den Fachbereich Fußchirurgie“ Abrechnungsvarianten vor. Sie untergliederte den Vortrag in die Themenbereiche OP-Dokumentation, OP-Tag und Sprechstunde. Im Bereich OP-Dokumentation thematisierte sie das im §4 Abs.2GOÄ verankerte Zielleistungsprinzip, wonach Einzelleistungen nur bei Vorliegen eigenständiger Indikationen gesondert berechnet werden können, da sie sonst als methodisch notwendiger Bestandteil der sogenannten Zielleistung einzustufen sind. Sie veranschaulichte dies beispielhaft an unterschiedlichen OP-Dokumentationen. Ergänzend dazu wies sie auf die Anforderung hin, Schwierigkeiten und Besonderheiten immer patientenindividuell zu dokumentieren, um Faktorerhöhungen begründen zu können. Zudem ging Frau Mendl auf Sprechstundenleistungen ein und zeigte auf, wie auch zeitintensive Untersuchungen, Beratungen oder Sonographien dem Aufwand entsprechend abgerechnet werden können. Auch die gebührenrechtliche Definition „Behandlungsfall“ und der daraus resultierende Einfluss auf die Berechnungsmöglichkeit flankierender Leistungen – insbesondere im Zusammenhang mit ambulanten Eingriffen – erläuterte die Referentin anhand von Musterrechnungen.   

Fazit zum 2. Oberhofer Fußsymposium

„Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit dem Medizinprodukte-Hersteller medi auch dieses Jahr wieder ein Symposium mit hochkarätigen Referent:innen anbieten konnten. Nach der Premiere im vergangenen Jahr war das Fußsymposium auch diesmal wieder ein voller Erfolg! Neben professionellen Fachvorträgen aus der Branche waren wir auch begeistert vom interdisziplinären Austausch zwischen Teilnehmenden und Referent:innen und hoffen, dass alle Denkanstöße sowie neue Erkenntnisse für die eigene praktische Umsetzung mitnehmen konnten“, so die wissenschaftlichen Leiter Prof. Dr. med. Kiriakos Daniilidis und Prof. Dr. med. Hans Polzer.

Quellen:
(1) Menz HB, Lim PQ, Hurn SE, Mickle KJ, Buldt AK, Cotchett MP, Roddy E, Wluka AE, Erbas B, Munteanu SE. Footwear, foot orthoses and strengthening exercises for the non-surgical management of hallux valgus: protocol for a randomised pilot and feasibility trial. J Foot Ankle Res. 2022 Jun 3;15(1):45. doi: 10.1186/s13047-022-00553-4. PMID: 35655233; PMCID: PMC9162879.
(2) Kwan MY, YickKL, Yip J et al. Hallux valgus orthosis characteristics and effectiveness: a systematic review with meta-analysis. BMJ Open. 2021; 11: e047273.

 

medi – ich fühl mich besser. Für das Unternehmen medi leisten am Standort Bayreuth rund 1.800 Mitarbeiter:innen (weltweit rund 3.000) einen maßgeblichen Beitrag, dass Menschen sich besser fühlen. Das Ziel ist es, Anwender:innen und Patient:innen maximale Therapieerfolge im medizinischen Bereich (medi Medical) und darüber hinaus ein einzigartiges Körpergefühl im Sport- und Fashion-Segment (CEP und ITEM m6) zu ermöglichen. Die Leistungspalette von medi Medical umfasst medizinische Kompressionsstrümpfe, adaptive Kompressionsversorgungen, Bandagen, Orthesen, Thromboseprophylaxestrümpfe, Kompressionsbekleidung, orthopädische Einlagen und digitale Gesundheitslösungen. Zudem fließt die langjährige Erfahrung im Bereich der Kompressionstechnologie auch in die Entwicklung von Sport- und Fashion-Produkten mit ein. Der Grundstein für das international erfolgreiche Unternehmen wurde 1951 in Bayreuth gelegt. Heute liefert medi mit einem Netzwerk aus Distributoren sowie eigenen Niederlassungen in über 90 Länder der Welt. www.medi.de, www.item-m6.com, www.cepsports.com

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