Beinvenenthrombose

Die Beinvenenthrombose ist ein Blutgerinnsel oder Thrombus, das eine Vene verschließt. Dieses kann zur Lebensgefahr werden, beispielsweise wenn es in Richtung Lunge wandert (Lungenembolie). Damit es nicht so weit kommt, erfahren Sie hier unter anderem, wie Sie einer Beinvenenthrombose vorbeugen können.

Entstehung einer Beinvenenthrombose

Was ist eine Beinvenenthrombose?

Eine Thrombose manifestiert sich häufig im Bein. Die Medizin unterscheidet zwischen einer oberflächlichen Venenthrombose (Thrombophlebitis) sowie der weitaus gefährlicheren tiefen Beinvenenthrombose (TVT). Die Beschwerden können in Ober- oder Unterschenkel, in der Kniekehle oder in der Wade vorkommen.

Achtung: Oft entstehen Beinvenenthrombosen symptomlos. Nicht immer gelingt es dem Körper, das Gerinnsel unbemerkt wieder abzubauen. Dies kann zu einer gefährlichen Lungenembolie führen.

Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie fand in einer Befragung1 heraus, dass knapp 50 Prozent der Befragten in Deutschland nicht wissen, was eine Thrombose ist und deshalb keine Maßnahmen zur Vorbeugung durchführen, wenn das Risiko erhöht ist.

Entstehung einer Thrombose

In diesem Videos erfahren Sie, wie eine Thrombose entsteht und welche Auswirkungen sie haben kann.

Ursachen: Wie entsteht eine Thrombose im Bein?

Warum bildet sich ein Gerinnsel? Die Blutgerinnung ist ein Schutzmechanismus des Körpers, der bei äußeren Verletzungen vor dem Verbluten schützt: Das Blut verklumpt und schließt die Wunde ab. Gerinnt das Blut in unverletzten Bein-Gefäßen, bildet sich ein Pfropf – ein Hindernis für den Blutstrom. Steigt die natürliche Gerinnungsfähigkeit des Blutes – meist vorübergehend – krankhaft an, erhöht sich das Risiko für eine Beinvenenthrombose.

Virchow’sche Trias: Hauptursachen für die Entstehung einer tiefen Beinvenenthrombose

Die drei Hauptursachen für die Entstehung einer tiefen Beinvenenthrombose hat bereits 1856 der Berliner Pathologe Rudolf Virchow beschrieben. Deshalb spricht man von der Virchow‘schen Trias:

Schäden an der Venenwand

Bei einer Verletzung der Venen, beispielsweise durch eine Operation oder einen Unfall, verstärkt sich die Gerinnungsneigung als natürliche Schutzreaktion des Körpers. Blutgefäße, die bereits von einer Beinvenenthrombose betroffen waren, sind ebenfalls anfällig für ein erneutes Blutgerinnsel. Darüber hinaus ist das Risiko bei Entzündungen und Tumoren erhöht. Weitere Faktoren:

Verlangsamter Blutfluss

Ein gestörter Blutkreislauf kann die Fließgeschwindigkeit des Blutes beeinflussen. Der Bewegungsmangel eines bettlägerigen Patienten fordert die Wadenmuskelpumpe nicht, sodass das Blut in den Venen nur langsam fließt und deshalb die Gerinnungsneigung steigt. In diese Kategorie fallen auch:

  • Herzinsuffizienz
  • Herzinfarkt
  • einengende Kleidung
  • ausgeprägter Flüssigkeitsmangel
  • Übergewicht
  • Schwangerschaft / Wochenbett
  • lange sitzende oder stehende Berufstätigkeit
  • lange Flug- oder Autoreisen mit angewinkelten Beinen

Veränderung im Blut

Medikamente – beispielsweise Diclofenac und Ibuprofen – sowie andere Faktoren können die Blut-Zusammensetzung beeinflussen und deshalb Auslöser einer Thrombose werden. Dazu gehören:

  • Antibabypille
  • Hormonpräparate gegen Wechseljahresbeschwerden
  • Schwangerschaft
  • bestimmte Medikamente wie Diuretika, Steroide
  • schwere Verletzungen, Knochenbrüche
  • Krebserkrankungen
  • schwere Entzündungen
  • vererbte Blutgerinnungsstörung

Achtung: Etwa 40 Prozent aller Patienten erleiden eine Beinvenenthrombose ohne erkennbaren Auslöser.1

Risikofaktoren: Diese Patientengruppen haben ein erhöhtes Risiko, an einer Beinvenenthrombose zu erkranken:

  • Patienten im Krankenhaus mit und ohne OP oder Verletzung
  • Patienten mit einer Krebserkrankung
  • Patientinnen, die sich unter einem verstärkten hormonellen Einfluss befinden (Antibabypille, Schwangerschaft, Hormonersatztherapie in den Wechseljahren)

Außerdem erhöht sich das Risiko, an einer Beinvenenthrombose zu erkranken, mit zunehmendem Alter, bei Immobilität sowie bei Rauchern.

Verschaffen Sie sich einen Überblick zu den wichtigsten Risikofaktoren für eine Thrombose in unserer Infografik.

Symptome: Wie bemerkt man eine Beinvenenthrombose?

Ein Blutpfropf führt zu einem Blutstau. Dieser kann zu einer Schwellung der betroffenen Extremität führen, oft begleitet von einem Spannungsgefühl. Je nach Lage, Art und Größe der Thrombose entstehen unterschiedliche Symptome. Bei Thrombosen in den tief liegenden Beinvenen verspüren Betroffene oft einen dumpfen Schmerz, ähnlich einem Muskelkater. Weitere Anzeichen:

  • Unterschenkel- oder Beinschwellung
  • Überwärmung des geschwollenen Beins
  • Schmerzen, vor allem bei Belastung, zum Beispiel in der Wade beim Auftreten
  • Druckschmerz
  • rötliche / bläuliche Verfärbung der Haut
  • Spannung der Haut (die Haut „glänzt“)
  • eventuell sichtbare oberflächliche Venen (Stauung)

Achtung: In vielen Fällen verursacht die Beinvenenthrombose in der Anfangsphase wenig Beschwerden. Das macht sie besonders gefährlich!

Welche Möglichkeiten gibt es, einer Thrombose im Bein vorzubeugen?

Diagnose & Therapie: Was tun bei einer Thrombose im Bein?

Das Ziel der Therapie einer Beinvenenthrombose ist, das Blutgerinnsel aufzulösen. Dafür stehen Medikamente und physikalische Maßnahmen zur Verfügung. Die Behandlung erfolgt in Kombinationstherapie aus beidem.  

Zunächst führt der Arzt die Anamnese durch. Dabei erfragt er die Krankengeschichte und die aktuelle Situation des Patienten: Raucht er, hatte er Bettruhe oder eine Langstreckenreise, liegt eine Venenerkrankung vor, gibt es Vor- oder Begleiterkrankungen? Außerdem schließt er andere Indikationen aus, mit denen die Thrombose verwechselt werden kann, unter anderem:

  • Muskelfaserriss (andere Symptome)
  • Wundrose (Erysipel)
  • Muskelkompressionssyndrom (Kompartmentsyndrom)
  • Entzündung von Lymphgefäßen (Lymphangitis)
  • Lymphödem
  • Baker-Zyste (Gelenkflüssigkeit in der Kniekehle)

Die eigentliche Diagnosestellung erfolgt über verschiedene Verfahren, zum Beispiel: Palpation (Betrachten und Abtasten), MRT, Ultraschall. Ein zuverlässiges Diagnoseverfahren bei einer Beinvenenthrombose ist der D-Dimer-Test: D-Dimere sind Fibrinabbauprodukte, die bei einer vermehrten Gerinnungsaktivierung entstehen. Ein negativer D-Dimer-Test schließt deshalb eine Thrombose mit hoher Wahrscheinlichkeit aus.

Medikamentöse Therapie – Therapie von innen

Bei einer akuten Beinvenenthrombose erhält der Patient ein gerinnungshemmendes Medikament (Blutverdünner, beispielsweise Heparin oder Macumar). Dieses sorgt dafür, dass das Blutgerinnsel nicht größer wird und reduziert das Risiko für die Komplikation der Lungenembolie. Dann beginnt der Körper mit dem Abbau des Blutpfropfes. Je nach Ausprägung der Thrombose kann dies einige Wochen bis Monate dauern. Während dieser Zeit ist das Risiko, ein weiteres Blutgerinnsel zu entwickeln, besonders groß. Deshalb müssen weiterhin Blutverdünner in Tablettenform genommen werden.

Physikalische Therapie mit Kompression – Therapie von außen

Medizinische Kompressionsstrümpfe oder Kompressionsverbände üben von außen Druck auf das Gewebe, die Muskulatur und die Venen aus. Sie unterstützen den Rückfluss des Blutes zum Herzen. Zu Beginn der Thrombosetherapie unterstützt der Kompressionsstrumpf dabei, Beschwerden und die Schwellung zu reduzieren. Eine frühzeitige Kompressionstherapie kann nicht zuletzt auch Häufigkeit und Schwere des postthrombotischen Syndroms (PTS) reduzieren. Langfristig können Kompressionsstrümpfe dazu beitragen, krankhafte Hautveränderungen bei Venenpatienten sowie die Entwicklung eines offenen Beins zu verhindern.

Bleiben die individuellen Risikofaktoren bestehen, kann der Patient weitere Thrombosen erleiden. Lassen Sie sich zu Ihrer anschließenden Thromboseprophylaxe von Ihrem Arzt beraten.

Welcher Arzt behandelt eine Beinvenenthrombose?

Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Beinvenenthrombose erkrankt zu sein, wenden Sie sich bitte umgehend an Ihren Hausarzt. Zögern Sie nicht, denn: Löst sich das Blutgerinnsel, kann es zu einer lebensgefährlichen Lungenembolie kommen. Ihr Hausarzt wird Sie gegebenenfalls an einen Spezialisten, zum Beispiel an einen Gefäßmediziner (Phlebologen), weiterverweisen.

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Quellen

1 Hofmann J, Nissen H, Strube K. Thrombose und Lungenembolie. Venenratgeber. Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e. V. 2019;7:12.

Der Arzt stellt die Diagnose und entscheidet über die Therapie. Bei Notwendigkeit kann er medizinische Kompressionsstrümpfe verordnen. Im medizinischen Fachhandel wird der Patient von geschultem Personal vermessen. Der Patient erhält anschließend medizinische Kompressionsstrümpfe für seine individuellen Bedürfnisse.

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