„Viele Ödem-Patientinnen sehen Kompressionsstrümpfe auch als modisches Accessoire.“
Interview mit Frau Prof. Martina Glomb, die an der Hochschule Hannover Modedesign lehrt und die nächste Generation junger Designer ausbildet.
Im Interview erklärt sie, wieso der modische Aspekt in der Kompressionstherapie so wichtig ist und wie unsere Liebe für Kleidung uns durch herausfordernde Lebensphasen helfen kann.
Sehr geehrte Frau Prof. Glomb, wieso haben Sie sich für eine Karriere in der Mode-Branche entschieden?
„Ich bin in einem „modischen“ Haushalt aufgewachsen. Mein Vater war Schneidermeister und entwickelte außerdem Zelte und Ausrüstungen für Arktis-Expeditionen. Meine Mutter war Zeichnerin, von Architektur- bis hin zu Motorenzeichnungen erstellte sie die verschiedensten Pläne. Meine frühesten Kindheitserinnerung sind von der Mode durchwirkt: Wenn ich zurückdenke, sehe ich mich auf einem großen Zuschneidetisch sitzen, mit Rosshaareinlage in den Händen, an denen ich meine ersten Nähversuche vollführe.
Das sind sehr schöne Erinnerungen und in diesem Umfeld habe ich viele interessante Menschen kennengelernt, Stoffe und Materialien entdeckt und die besondere Atmosphäre der Nähwerkstatt in mich aufgesogen.“
Welche Tipps geben Sie Ihren Modestudenten?
„Das wichtigste im Modedesign sind die Leidenschaft und die Liebe zu den Menschen und den Stoffen. Neben dem Zeichentalent braucht es auch schnelle, witzige Ideen, man muss kreativ sein und die tägliche Arbeit mit Textilien, der Mode und besonders den Menschen, die sie tragen, interessant finden.
Ich glaube, dass ein guter Modedesigner überall Inspiration findet – oftmals sogar eher auf einer Baustelle als in der Trend-Boutique. Alles andere kann man lernen: die ästhetische und theoretische Recherche, das Zeichnen, das Schneidern und Nähen.“
Sie haben eine Brustkrebserkrankung überstanden und trugen einen kompressiven Armstrumpf. Wie empfanden Sie den Strumpf?
„Ich habe meine Haare und Wimpern verloren und das immer offen gezeigt. Wenn mich jemand darauf ansprach, sagte ich ‚Ich hatte eine Brustkrebserkrankung‘, als wäre alles schon überwunden. Zu dieser positiven Attitüde passte der damalige Armstrumpf aber einfach nicht. Denn ich habe vieles, was mich krank erscheinen ließ, in etwas für mich Schönes umgewandelt.
Deshalb begann ich, meinem Strumpf mit Stickereien zu verzieren, aber das Ergebnis ließ zu wünschen übrig. Den Produkten fehlte einfach die Akzeptanz und Kompatibilität für das normale, alltägliche Leben. Als Patienten nehmen wir es zwar hin, dass wir ein Hilfsmittel tragen müssen, aber selbst mir als Designerin fiel es schwer, den Strumpf modisch in meinem Alltag zu integrieren. Dabei ist dieser Aspekt so wichtig: Man möchte die Erkrankung loswerden, anstatt ständig an die Therapie zu denken. Ein Armstrumpf, sollte nach Freude, Mut und Stolz aussehen, nicht nur nach medizinischem Hilfsmittel – auch wenn er natürlich notwendig ist und eine wichtige Funktion erfüllt.“
Welche Muster und Farben hätten Sie sich für Ihren Armstrumpf gewünscht?
„Wilde Muster, Tattoo-Formen und schrille Farben hätte ich toll gefunden. Der Hautton sah für meinen Geschmack zu sehr nach Krankheit aus und war weniger geeignet für meinen optimistischen Blick nach vorne.
Ich habe auch während der Chemotherapie immer weiter gearbeitet und unterrichtet, das hat mir Energie und Freude gegeben. Als ich meinen Studenten ohne Haare entgegentrat und erklärte, was mir passiert war, erhielt ich tosenden Applaus und sehr viel Zuspruch von ihnen. Diesen Moment hätte ich mit einem kirschroten oder cool gemusterten Strumpf noch viel stolzer und selbstbewusster genießen können.“
Glauben Sie, dass die modische Vielfalt wichtig für die Kompressionstherapie von Lip- und Lymphödem-Patienten ist?
„Auf jeden Fall, vor allem bei den jüngeren Patienten. Einige Leute fühlen sich bestimmt wohler, wenn die Kompressionsversorgung unauffällig ist. Ich habe aber in meinen Reha-Behandlungen viele, vor allem junge Menschen kennengelernt, die sehr offensiv mit ihrer Erkrankung und den Behandlungsmethoden umgehen, also auch mit der notwendigen Kompressionstherapie.
Da ist Farbe gewünscht, viele Patientinnen wollen die Strümpfe auch als modisches Accessoire wahrnehmen und nicht nur als Hilfsmittel.“
medi bietet neue zweifarbige Fashion-Elemente an. Wie gefallen Ihnen die Designs Crosses, Animal und Ornaments?
„Es ist wichtig, mehr Farbigkeit, Muster und Lebensfreude zuzulassen. Als Designerin wünsche ich mir aber natürlich eine noch viel größere Auswahl, zum Beispiel kreative Ornamente oder ausgefallene Tattoo-Formen. Das Muster Crosses ist mein Favorit, in der Farbe Grau passen die Strümpfe gut dem schwarzen Kleid, man kann sich aber alle möglichen Farbkompositionen vorstellen.
Kompressionsmode sollte noch aufregender gestaltet werden. Ich weiß, dass das einige Frauen abschreckt. Aber ich habe auch viele Frauen getroffen, denen es gefallen hätte, mit Hilfe eines modisch passenden Hilfsmittels mutiger zu werden und sich einen selbstbewussten Umgang mit der Erkrankung zuzutrauen.“
Was möchten Sie Ödem-Patienten zum Thema Mode und Kompression mit auf den Weg geben?
„Ich kann natürlich nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen, aber ich hatte in jeder Phase meiner Erkrankung, auch in den schwierigen, eine starke Lebensfreude. Die Kraft dazu gaben mir die Menschen in meiner Umgebung, mein Beruf und auch meine Kleidung.
Ich habe mich immer farbenfroh, bunt und meinen Gefühlen entsprechend angezogen. Gerade in Phasen der Verunsicherung ist es meiner Meinung nach wichtig, sich neu zu orientieren und sich auch mal etwas zu trauen, dass man sich vorher noch nicht traute.“
Frau Prof. Glomb, vielen Dank für das Gespräch.
Prof. Martina Glomb
Martina Glomb verbrachte die prägendsten Jahre ihrer Karriere in London – als Chefdesignerin der Modelegende Vivienne Westwood. 2005 zog es die gebürtige Bremerin in ihre norddeutsche Heimat zurück. Seitdem lehrt sie an der Hochschule Hannover Modedesign und bildet die nächste Generation junger Designer aus.
Nach ihrer Brustkrebserkrankung 2011 trug sie einen kompressiven Armstrumpf, um einem Lymphödem vorzubeugen. Martina Glomb hat den Krebs besiegt, auch dank der Leidenschaft für ihre Arbeit.
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Der Arzt stellt die Diagnose und entscheidet über die Therapie. Bei Notwendigkeit kann er medizinische Kompressionsstrümpfe verordnen. Im medizinischen Fachhandel wird der Patient von geschultem Personal vermessen. Der Patient erhält anschließend medizinische Kompressionsstrümpfe für seine individuellen Bedürfnisse.
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