Abnehmen bei Lipödem: Umstellung auf eine angepasste Ernährung
Viele Lipödem-Patient:innen sind übergewichtig oder adipös und möchten abnehmen. Doch wie ist das möglich? Was bewirkt eine angepasste Ernährung bei Lipödem? Bei Lipödem und gleichzeitiger Adipositas kann das Körpervolumen mit einer geeigneten Ernährung verringert werden. Die Kombination aus ernährungs-, bewegungs- und verhaltenstherapeutischen Maßnahmen trägt im Rahmen der Möglichkeiten zur Reduktion von Gewicht und Schmerzen sowie den damit einhergehenden Beschwerden bei. Zudem kann eine langfristige Stabilisierung erreicht werden.
Wie ernähre ich mich richtig? So profitieren Sie als Lipödem-Patient:in von einer ausgewogenen Ernährung
Ziel ist es, Mobilität und Funktionalität des Körpers zu erhalten oder wiederzuerlangen sowie ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Ernährung und Lebensstil haben eine erhebliche Auswirkung auf die Symptomatik. Bei der Gewichtsabnahme sollte jedoch nicht das Erreichen eines „idealen“ Körpergewichts im Fokus stehen, sondern die Linderung von Schmerzen, das körperliche Wohlbefinden sowie die Förderung der Fitness.
Eine angepasste Ernährung hilft dabei, Folgeerkrankungen zu vermeiden, die im Zusammenhang mit Übergewicht stehen, beispielsweise orthopädische Komplikationen, das Adipositas-assoziierte Lymphödem sowie kardiovaskuläre Erkrankungen. Ernährungsgewohnheiten beeinflussen unter anderem den Blutzucker- und Insulinspiegel günstig oder ungünstig. Ein hoher Insulinspiegel fördert die Fettspeicherung und inflammatorische (entzündliche) Prozesse und sollte daher vermieden werden.
Unterschiedliche Krankheitsbilder: Lipödem und Adipositas
Bei Lipödem und Adipositas (Fettleibigkeit) handelt es sich um zwei verschiedene Themen: Das Lipödem ist eine schmerzhafte Fettverteilungsstörung an den Extremitäten, während bei Adipositas die Volumenzunahme den ganzen Körper betrifft und oft begleitend auftritt. Bei der Entstehung eines Lipödems sind vermutlich genetische Faktoren beteiligt – die Erkrankung tritt grundsätzlich unabhängig vom Körpergewicht auf.
Wie kann man trotz Lipödem abnehmen und was bewirkt das?
Durch eine entsprechende Ernährungsweise können sowohl eine Gewichtsreduktion als auch eine dauerhafte Gewichtsstabilisierung erreicht werden. Deshalb ist eine frühzeitige Aufklärung über das Krankheitsbild Lipödem und die Relevanz eines gesunden Lebensstils schon bei Diagnosestellung entscheidend.
Schmerzen und andere Beschwerden reduzieren
Individuelle Ernährungs- und Trainingsprogramme ermöglichen stabile Krankheitsverläufe ohne signifikante Zunahme von Körperumfang und Gewicht: Lipödem-Patient:innen können ihre Beschwerden und Schmerzen mit einer langfristigen Ernährungsumstellung um bis zu 80 Prozent reduzieren. Dies zeigte eine Studie am Zentrum für Gefäßmedizin in Hamburg mit adipösen Lipödem-Patient:innen. Außerdem waren weniger Behandlungen nötig.1
Mediterrane Ernährung bei Lipödem: Entzündungshemmend und stabilisierend für den Blutzucker
Die mediterrane Ernährung hat antinflammatorische (entzündungshemmende) Eigenschaften. Sie kann bei Bedarf hypokalorisch (energiearm) durchgeführt werden. Sie orientiert sich an den Essgewohnheiten von Menschen, die in der Mittelmeerregion leben und basiert auf frischem Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Fisch, hellem Fleisch und Olivenöl. Zu den positiven Auswirkungen zählen neben der Entzündungshemmung auch verbesserte Cholesterinwerte und ein stabiler Blutzuckerspiegel.
Ketogene Ernährung bei Lipödem: Fettverbrennung ankurbeln und abnehmen
Aufgrund der entzündungshemmenden und symptomreduzierenden Effekte eignet sich die ketogene Ernährung für Lipödem-Patient:innen: Die ketogene Ernährung ist eine spezielle Form der Low-Carb-Diät. Dabei werden nur wenige Kohlenhydrate zu sich genommen, dafür jedoch viele gesunde Fette. Der Körper wird dadurch in den Zustand der Ketose versetzt – dabei verarbeitet er Fett anstelle von Kohlenhydraten als primäre Energiequelle. Diese Umstellung der Energiegewinnung trägt dazu bei, Entzündungen im Körper zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Zusätzlicher Nebeneffekt: Mit der ketogenen Diät können Patient:innen an Gewicht verlieren.
Abnehmen und Gewicht halten bei Lipödem: Tipps für eine gesunde Ernährung
Gesundes und abwechslungsreiches Essen sowie ausreichend Flüssigkeit können die positiven Effekte einer Therapie bei Lipödem unterstützen und möglichen Folgeerkrankungen entgegenwirken.
- Obst und Gemüse: Viel frisches Obst und Gemüse versorgen Sie mit allen wichtigen Stoffen, die Ihr Körper braucht. Wir empfehlen zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse pro Tag. Bei Gemüse dürfen es auch mehr Portionen sein, weil es im Gegensatz zu Obst den Blutzuckerspiegel nicht beeinflusst. Das bedeutet, dass Sie länger satt bleiben. Nutzen Sie das Ampelprinzip für Vielfalt auf dem Teller: Gönnen Sie sich grünes, gelbes und rotes Obst sowie kohlenhydratarmes Gemüse wie Blumenkohl, Zucchini und Brokkoli. Bitte verzichten Sie bei der Wahl des Obstes auf Früchte mit hohem Zuckergehalt, beispielsweise Ananas, Weintrauben oder Bananen.
- Gesundes Fett: Fett ist nicht per se schlecht. Leinöl, Samen, Avocados oder Nüsse sind für den Körper sehr wichtig. Fette in Backwaren, Margarine oder Sonnenblumenöl sollten Sie reduzieren.
- Fleisch, Wurst und Käse: Achten Sie auf einen bewussten Konsum von Fleisch Wurst und Käse. Bei der ketogenen Ernährung ist Fleisch ein Teil der Ernährungsform, bei der mediterranen wird darauf eher verzichtet.
- Blutzuckerspiegel: Vermeiden Sie Lebensmittel, die den Blutzucker schnell in die Höhe treiben: Dazu gehören Fertigprodukte, Marmelade, Limonaden, Süßigkeiten, Lebensmittel aus Weißmehl, wie Baguette, Brötchen, Toast, Kekse und vieles mehr.
- Pausen zwischen den Mahlzeiten: Bei einer Mahlzeit wird viel Energie aufgenommen, die der Körper nicht sofort verbraucht. Diese überschüssige Energie wird daher im Körper in Form von Fett oder Glykogen, also einem Kohlenhydrat gespeichert. Davon zehrt der Körper zwischen den Mahlzeiten. Ist die Zeit zwischen den Mahlzeiten zu kurz, nehmen Sie mehr Energie auf als Sie brauchen. Diese wird dann als Fettpölsterchen gespeichert.
- Weniger Salz: Ernähren Sie sich kochsalzarm, denn Salz bindet Wasser im Gewebe.
- Trinken Sie genug: Am besten trinken Sie mindestens zwei Liter, beispielsweise Wasser oder ungesüßten Tee. Vermeiden Sie zuckerhaltige Softdrinks und Säfte. Sie enthalten unnötige Kalorien. Und bitte verzichten Sie auf Alkohol.
- Bewegen Sie sich: Auch Bewegung hilft, sich im eigenen Körper wohlzufühlen und Stress abzubauen. Regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft eignen sich besonders.
Gesunde Ernährung bei Lipödem: Selbst Kochen für Genuss und Gesundheit
Essen sollte immer bewusst erfolgen – nicht nebenbei. Dieser achtsame Prozess beginnt schon beim Einkauf der Lebensmittel und reicht über die Zubereitung bis hin zur Nahrungsaufnahme. Wer selbst kocht, kennt die Qualität der Zutaten. Wir haben einige Rezepte für Sie zusammengestellt, die sich vor allem für die ausgewogene Ernährung bei Lipödem eignen.
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Infografik Ernährung bei Lip- und Lymphödemen
Erfahren Sie, wie die richtige Ernährung zu mehr Wohlbefinden beitragen kann.