„Meine Erfahrung hat mir gezeigt: Es ist möglich, Ödem und Kinderwunsch gut miteinander zu vereinbaren."
Vor fünf Jahren bekam Tanja Krug aus Ingolstadt die Diagnose: Lipödem, Stadium 1 in den Armen und Stadium 2 – 3 in den Beinen, mit zusätzlichem Lymphödem. Das hielt die gelernte Landschaftsgärtnerin jedoch nicht von einem selbstbestimmten und aktiven Leben ab, im Gegenteil: Tanja Krug ist im Schützenverein tätig und genießt ihre Freizeit mit Freunden. Als eine Autorin des Blogs www.lipoedemmode.de teilt sie offen ihre Erfahrungen und macht anderen Betroffenen Mut. Jetzt folgt ein neuer und ganz besonderer Lebensabschnitt für Tanja Krug: Die 32-Jährige und ihr Mann haben ihr erstes Kind bekommen.
Frau Krug, hatte die Diagnose Lipo-Lymphödem Einfluss auf Ihre Familienplanung?
„Ja. Mein Mann und ich haben uns intensiv über das Thema ausgetauscht. Wir haben besprochen, welche möglichen Konsequenzen die Hormonumstellungen haben könnten. Und wir haben uns beide gemeinsam dafür entschieden, dass wir trotzdem eine Familie gründen wollen. Ich möchte mich nicht von dem Gedanken was alles sein könnte leiten lassen, sondern mein Leben selbst bestimmen. Wir haben aber beschlossen, dass wir uns vorerst nur ein Kind wünschen.“
Welche physischen oder psychischen Veränderungen haben Sie während Ihrer Schwangerschaft besonders intensiv wahrgenommen?
„Ab einem gewissen Zeitpunkt merkt man immer mehr, dass der eigene Körper nun für ein kleines heranwachsendes Leben mitarbeitet. Spätestens ab den ersten Kindsbewegungen wird das Wunder realer. Damit beginnt auch, dass man sich Gedanken über die kommende Verantwortung und das Leben als Familie macht. Und auch die Freude nimmt zu, je weiter die Schwangerschaft voranschreitet und je mehr man das Bäuchlein wachsen sieht. Mein Lipo-Lymphödem hat sich nicht verschlechtert – tatsächlich habe ich sogar Verbesserungen im Vergleich zu vor der Schwangerschaft bemerkt. Ich habe teilweise an Umfang verloren und insgesamt auch nur sehr wenig Gewicht zugenommen. Ich hatte das Glück, natürlich entbinden zu können, was laut meiner Ärzte ebenfalls vorteilhaft war – so ließen sich Ödeme vermeiden, die bei einer Kaiserschnitt-OP entstehen können.“
Wie haben Sie als schwangere Lipo-Lymphödem-Patientin die ärztliche Beratung insgesamt erlebt?
„Mein Gynäkologe kennt meine Diagnose und hat diese auch in seiner Akte vermerkt. Explizit ist er aber nicht darauf eingegangen. Meine Ärztin, die mein Lipo-Lymphödem behandelt, hat mir während der Schwangerschaft Mut gemacht: Laut ihr kommt es öfter vor, dass sich der Zustand Betroffener in der Schwangerschaft sogar verbessert.“
Wie sah Ihre Therapie des Lipo-Lymphödems während der Schwangerschaft aus?
„Zweimal in der Woche war ich für 45 Minuten bei der manuellen Lymphdrainage, die mir meine Ärztin verschrieben hat. Das unterstützt die komplette Therapie und hat mir auch in der Schwangerschaft enorm geholfen. Außerdem habe ich weiterhin Flachstrick-Kompression getragen: Eine mediven 550 Strumpfhose mit Schwangerschaftsleibteil – manchmal auch den mediven cosy. Für die Arme habe ich nach Bedarf meine mediven mondi Armstrümpfe getragen. Diese nutze ich schon seit der Diagnose. Mir war sehr wichtig, dass sich meine Kompression dem Schwangerschaftsbauch gut anpasst und sich dort auch flexibel einstellen lässt. Auf meine mediven Versorgung konnte ich mich auch in der Schwangerschaft immer verlassen.“
Wie haben Sie in der Schwangerschaft für Ihr Wohlbefinden gesorgt?
„Ich habe vor allem darauf geachtet, mir genügend Zeit für mich und meinen Körper zu nehmen. Ich habe mir Ruhe und Entspannung gegönnt, wenn ich sie benötigte. Dabei habe ich die Sachen gemacht, die mir guttun und mich abschalten lassen, zum Beispiel malen oder einfach auf der Couch entspannen.“
Wie geht es Ihnen als junge Mutter?
„Mir geht es wunderbar mit meinem Nachwuchs. Alles lässt sich gut mit dem Lipo-Lymphödem meistern. Nur wenn ich den Kleinen bespaße – ihn dabei auf und ab hebe oder länger über Kopf halte – dann spüre ich meine Beine und Arme. Unser Sohn entwickelt sich einfach super und ist für uns das schönste Geschenk.“
Was wünschen Sie sich für schwangere Frauen mit der Diagnose Lip-, Lymph- oder Lipo-Lymphödem?
„Ich wünsche mir, dass die Diagnose mehr Berücksichtigung findet in der Allgemeinversorgung. Wichtig wäre, dass Ärzte besser geschult werden und dazu beraten oder zumindest Infomaterial verteilen. Zum Beispiel, welche Kompressionsmöglichkeiten es speziell für Schwangere gibt oder was man unterstützend tun kann.“
Welchen Rat würden Sie anderen Lip-, Lymph- und Lipo-Lymphödem-Patientinnen mit Kinderwunsch geben?
„Geht offen an die Sache heran und sucht euch Unterstützung! Natürlich ist unsere Erkrankung bei einem Kinderwunsch immer im Hinterkopf – und keiner weiß genau, was eine Schwangerschaft und die Zeit danach wirklich bedeuten. Doch wir sollten unser Leben nicht nur auf die Krankheit ausrichten und sie zu unserem Lebensmittelpunkt machen. Und ich bin überzeugt: Je entspannter man an das Thema herangeht, desto besser geht es auch dem Körper. Meine Erfahrung hat mir gezeigt: Es ist möglich, Ödem und Kinderwunsch gut miteinander zu vereinbaren.“
Frau Krug, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!
Welche medizinischen Kompressionsstrümpfe unterstützen Schwangere ideal? Hat der Babybauch einen Einfluss auf das Anmessen? Sanitätsfachangestellte Sabrina Forster hat Tanja Krug während der Schwangerschaft professionell begleitet. Die Expertin vom Sanitätshaus OTec-IN in Ingolstadt teilt ihre Erfahrungen und verrät, worauf es bei der Versorgung von Schwangeren ankommt. Lesen Sie mehr:
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