Reisen mit Lipödem

Interview mit Melanie Brem

Melanie Brem Kompression

„Kompression? Gehört zu meinem Leben wie das tägliche Zähneputzen!“

Das Reisen ist ihre große Leidenschaft: Lipödem-Patientin Melanie Brem entdeckt in jeder freien Minute die Welt. Immer im Gepäck – ihre Kompressionsversorgung.

Beruflich nimmt Melanie Brem als Steuerfachangestellte Zahlen genau unter die Lupe, privat hat sie vor allem Augen für die Schönheit der Natur. Denn Melanie reist leidenschaftlich gern. Auf ihrem Instagram-Account nimmt sie ihre Follower mit zu ihren Reiseabenteuern. Die 36-Jährige ist Lipödem-Patientin und trägt stets ihre Kompressionsversorgung. Im medi Interview berichtet sie, wie sie mit Diagnose ihre Abenteuerlust auslebt und ihren Reisealltag mit Kompression meistert.

Frau Brem, wir spulen die Zeit zurück zur Diagnose Lipödem. Wie fühlte sich das für Sie an?

„Mit 15 Jahren bekam ich zunächst die Diagnose Lipo-Lymphödem. Der tatsächlichen Bedeutung war ich mir in der ersten Zeit kaum bewusst. Klar, ich kannte Kompressionsstrümpfe – aber da hörte mein Know-how auch schon auf. Dann kam der Wendepunkt: Als erwachsene Frau nahm ich gut 30 Kilo ab, ohne dass meine Beine schlanker wurden. Ich ergriff selbst die Initiative und beschäftigte mich intensiver mit meinem Körper und dem Thema Lipödem.“

Wie unterstützen Sie Ihre Therapie außerdem?

„Ich bewege mich sehr regelmäßig. Aquajogging macht mir superviel Spaß und ich liebe Bewegung an der frischen Luft in der Natur. In meinem Beruf sitze ich hauptsächlich am Schreibtisch. Da brauche ich in der Freizeit einen guten Ausgleich. Ich achte außerdem darauf, mich möglichst gesund zu ernähren.“

Reisen ist Ihre große Leidenschaft: Wie kommen Sie unterwegs mit der Kompression zurecht?

„Die Kompression gehört mittlerweile zu meinem Leben wie das tägliche Zähneputzen. Auch unterwegs ist sie mein ständiger Begleiter. Vor allem lange Flüge meistere ich nur dank meiner Versorgung. An den An- und Abreisetagen trage ich die Strümpfe oft mehr als 30 Stunden am Stück – und auch im Reiseland so lange wie möglich. Je nach Klima und Programm ist das manchmal natürlich gar nicht so einfach. Aber meine Beine danken es mir: Der Unterschied zwischen ‚mit und ohne Strumpf ‘ ist einfach immens!“

Kompressionsstrümpfe sollen täglich gewaschen werden. Wie machen Sie das unterwegs?

„Ganz ehrlich: Unterwegs ist es mir nicht immer möglich, meine Kompression täglich zu waschen. Hin und wieder bleiben wir nur ein oder zwei Nächte an einem Ort. In solchen Fällen trage ich ein Paar ausnahmsweise auch mal zwei Tage hintereinander, anstatt ganz darauf zu verzichten. Ich habe aber immer mehrere Versorgungen dabei, um flexibel zu bleiben. Wichtig ist es außerdem, Zeit für das Waschen auf jeder Reise fest einzuplanen. Dann lässt sich das sehr gut meistern.“

 

Tragen Sie die Kompression auch bei längeren Wanderungen?

„Unbedingt! Eine absolute Ausnahme war ein Trip im Dschungel von Costa Rica. Die Luftfeuchtigkeit ist dort so hoch, dass ich nach einem Gang zur Dschungel-Toilette keine Chance gehabt hätte, die Strümpfe wieder richtig zu positionieren. Das passiert aber wirklich nur sehr selten.“

Welche Tipps zum Reisen haben Sie für andere Lipödem-Patienten?

„Tragt eure Kompression so oft wie möglich! Seid aktiv: Wandert, schwimmt, erlebt Abenteuer. Das tut Körper und Seele einfach gut! Dazu passt auch mein Motto: Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben. Es ist nur zu wenig Zeit, die wir nutzen.“

Was war bisher Ihr schönstes Reiseerlebnis?

„Jedes Land war bisher eine besondere Erfahrung für mich. Mit der Reise nach Costa Rica habe ich mir einen Traum erfüllt. Ohne viel darüber zu wissen, hat mich das Land schon seit Jahren fasziniert – und vor Ort absolut begeistert. Auch unsere Reise nach Südafrika war der Wahnsinn!“

Welche Botschaft haben Sie für andere Ödempatienten?

„Dranbleiben: Ich weiß aus Erfahrung, wie es ist, trotz Physiotherapie, regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung kaum Veränderungen beim Gewicht oder beim Umfang zu sehen. Aber unser eigentlicher Erfolg ist es doch, der Krankheit die Stirn zu bieten und sie nicht weiter fortschreiten zu lassen. Tragt deshalb unbedingt eure Kompression und bleibt am Ball. Ihr tut es für euch!“

Frau Brem, vielen Dank für das Gespräch.