Medizinisch-wissenschaftliche Informationen zur Anwendung medizinischer Kompression bei Patient:innen mit Ulcus cruris venosum

Aktuelle S2k-Leitlinie untermauert die Relevanz medizinischer Kompression in der Therapie des Ulcus cruris venosum

Kompression bei Ulcus cruris venosum

Leitliniengerechte Therapie des Ulcus cruris venosum mit medizinischen adaptiven Kompressionssystemen1,2

Seit einiger Zeit gibt es neben den herkömmlichen phlebologischen Kompressionsverbänden und Ulkus-Strumpfsystemen eine effektive, evidenzbasierte und anwenderfreundliche Alternative für die Therapie des Ulcus cruris venosum (UCV): die medizinischen adaptiven Kompressionssysteme (MAK).
Nach der Implementierung der MAK in die S2k-Leitlinie zur medizinischen Kompressionstherapie hat deren Anwendung nun auch Eingang in die aktuelle S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum gefunden (siehe Reiter „Leitlinien“).1,2
In einer retrospektiven Analyse konnte zudem gezeigt werden, dass der Einsatz von MAK bei Patient:innen mit chronischem Ulcus cruris und Ödemen, die zusätzlich Komorbiditäten wie Diabetes mellitus, eine Polyneuropathie oder einer periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) aufweisen, eine effektive und einfach anzuwendende Therapieoption darstellt (siehe Reiter „Retrospektive Analyse“).3

Leitlinien

Aktuelle S2k-Leitlinie stärkt die Bedeutung der medizinischen adaptiven Kompressionssysteme in der Therapie des Ulcus cruris venosum2

Im Januar 2024 wurde die aktuelle S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum veröffentlicht. Der Einsatz von MAK wurde in die aktuelle Leitlinienfassung implementiert und wird als effektive und anwenderfreundliche Therapiealternative zu den herkömmlichen phlebologischen Kompressionsverbänden und Ulkus-Strumpfsystemen empfohlen.

Der Einsatz von MAK

  • wird sowohl für die Entstauungs- als auch die Erhaltungsphase empfohlen.
  • unterstützt das Selbstmanagement der Patient:innen.
  • kann unter Berücksichtigung der Kontraindikationen auch bei Ulcera mit venöser und arterieller Komponente eingesetzt werden, was vor allem im Hinblick auf die häufige Vergesellschaftung von chronisch venöser Insuffizienz (CVI) und pAVK von großer Bedeutung ist.4,5

Eine Zusammenfassung der relevantesten Fakten der S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum bezüglich des Einsatzes von MAK finden Sie in der folgenden Übersicht.

Die vollständige S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum können Sie sich unter www.awmf.org herunterladen.

Retrospektive Analyse

Da bei Patient:innen, die neben einem UCV auch eine arterielle Pathologie in Form einer leichten bis mittelschweren pAVK oder einen Diabetes mellitus mit einhergehender Polyneuropathie aufweisen, oft noch Unsicherheiten bzgl. der Anwendung von Kompression bestehen, wurde eine retrospektive Analyse durchgeführt, die die Sicherheit von Kompression bei dieser Klientel untersuchte.3

Es wurden Patient:innen eingeschlossen, die Ödeme und Ulcera verschiedener Genese (Ulcus cruris venosum, Ulcus cruris mixtum, Ulcera anderer Genese) aufwiesen und zusätzlich an einer der oben genannten Komorbiditäten litten. Alle eingeschlossenen Patient:innen trugen für mindestens einen Monat ein circaid® MAK.

Es zeigte sich, dass

  • bei 52 Prozent der Patient:innen der Ulcus vollständig abheilte (in einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 181 Tagen).
  • sich die Ulcusgröße im Durchschnitt um 72 Prozent reduzierte.
  • 71 Prozent der Patient:innen das MAK selbstständig an- und ablegen konnten.
  • bei 95 Prozent der eingeschlossenen Patient:innen im Bobachtungszeitraum kein sicherheitsrelevantes Ereignis eintrat.

Die Anwendung von MAK ist somit effektiv und sicher. Zudem ist der Einsatz bei Patient:innen, die zusätzlich an einer leichten bis mittelschweren pAVK, einem Diabetes mellitus oder einer Polyneuropathie leiden, unter ärztlicher Kontrolle möglich. Durch das selbstständige An- und Ablegen sowie die Option des Nachjustierens zum Erhalt des medizinisch relevanten Kompressionsdrucks wird das Selbstmanagement der Patient:innen gefördert sowie die Therapieadhärenz und Lebensqualität gesteigert.

Die wichtigsten Fakten der retrospektiven Analyse haben wir Ihnen in einem informativen Scientific Summary zusammengefasst.

Scientific Summaries

Die Scientific Summaries geben Ihnen übersichtlich, kurz und kompakt einen Überblick zu

  • den aktuellen Ergebnissen aus klinischen Studien,
  • zu Leitlinienempfehlungen oder
  • sonstigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Laden Sie sich die Zusammenfassung hier herunter:

Quellen

1Rabe E et al. S2k-Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). Online veröffentlicht unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/037-005.html (Letzter Zugriff 13.05.2024).

2Valesky E et al. S2K-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum. Deutsche Gesellschaft für Phlebologie u. Lymphologie e.V. 2024. Online veröffentlicht unter https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/037-009.(Letzter Zugriff: 13.05.2024).

3Dissemond J et al. Kompressionstherapie mit medizinischen adaptiven Kompressionssystemen: Resultate einer retrospektiven Analyse von 48 Patienten mit chronischem Ulcus und Ödemen. WUNDmanagement 2020;14(4):177-181.

4Reka IE, Imre M. Socio-demographic Characteristics of Patients Diagnosed with Advanced Chronic Venous Insufficiency (C4-C6) Correlated with Clinical and Para-clinical Findings. Acta Marisiensis Ser Medica. 2015;61:94–99.

5Gastaldi G et al. Chronic venous disease and diabetic microangiopathy: pathophysiology and commonalities. Int Angiol. 2021;40(6):457-469.