Medizinisch-wissenschaftliche Informationen zur Anwendung medizinischer Kompression bei Psoriasis-Patient:innen mit begleitendem Unterschenkelödem

Der Einsatz medizinischer Kompressionstherapie bei Patient:innen mit Psoriasis und begleitendem Unterschenkelödem ist sinnvoll und sicher

Psoriasis-Patient:innen mit begleitendem Unterschenkelödem können der medizinischen Kompressionstherapie zugeführt werden und von dieser profitieren

Die Psoriasis ist eine chronisch-entzündliche, systemische Immunerkrankung, an der in Deutschland etwa zwei Millionen Menschen leiden1 und die durch das Auftreten sogenannter Psoriasis-Plaques, u.a. an den Unterschenkeln, charakterisiert ist. Die dort lokalisierten Plaques zeigen oft eine erschwerte Abheilung.2,3 Ursächlich hierfür könnten ein bereits bestehendes Ödem sowie eine durch Entzündungsprozesse erhöhte Ödemneigung sein, die den Heilungsvorgang beeinträchtigen.3
In einer klinischen Studie wurde nun untersucht, welche Auswirkungen die medizinische Kompressionstherapie (MKT) als etablierte Methode zur Ödemreduktion auf die Psoriasisplaques hat. Besondere Aufmerksamkeit lag hierbei auf dem möglichen Auftreten eines Köbner-Phänomens, d. h. krankheitsspezifischer Hautveränderungen an vorher nicht betroffenen Körperstellen durch die mechanische Reizung der Psoriasisplaques bspw. mittels medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS).
In der klinischen Studie konnte gezeigt werden, dass die Anwendung von rundgestrickten MKS (mediven® plus) bei Psoriasis-Patient:innen mit begleitenden Unterschenkelödemen eine sinnvolle und sichere therapeutische Ergänzung darstellt.3

Nähere Informationen zur klinischen Studie und den Scientific Summaries finden Sie unter den jeweiligen Reitern.

Klinische Studie

Klinische Studie bestätigt den sicheren Einsatz medizinischer Kompression bei Psoriasis-Patient:innen mit begleitendem Unterschenkelödem3

In einer klinischen Studie wurde nun erstmals untersucht, welche Auswirkungen die MKT als Therapiemaßnahme zur Ödemreduktion auf die an den Unterschenkeln lokalisierten Psoriasisplaques hat. Ziel der randomisierten und kontrollierten Untersuchung war die Generierung objektiver Daten bezüglich der Wirksamkeit der MKT sowie eines sich möglicherweise manifestierenden Köbner-Phänomens, das als Auftreten krankheitsspezifischer Hautveränderungen durch mechanische Reizung an vorher nicht betroffenen Körperstellen definiert ist.

Im Rahmen der Studie wurden die Daten von 30 Patient:innen analysiert, die Psoriasisplaques sowie Ödeme an beiden Unterschenkeln aufwiesen. Die Intervention bestand in der Verordnung des MKS mediven® plus, den die Studienteilnehmer:innen jeweils acht Stunden täglich über einen Zeitraum von vier Wochen trugen. Alle Studienendpunkte wurden zu Beginn der Untersuchung und nach vierwöchiger Kompressionstherapie erhoben. Als primärer Endpunkt diente die Beurteilung des Ausprägungsgrades der Psoriasis mittels betroffener Körperoberfläche in Prozent (KOF) und die Bestimmung des Lesion Severity Scores (LSS) in Woche 4 verglichen zum Ausgangsbefund. Als sekundäre Endpunkte wurden der Schmerz anhand der Visual Analogue Scale (VAS), die hautbezogene Lebensqualität mittels des Dermatology Quality of Life Indexes (DLQI) und die Zufriedenheit mit der Kompressionstherapie erfasst.

Es zeigte sich, dass

  • der LSS und die KOF an beiden Unterschenkeln Verbesserungen aufwiesen, wobei die Abnahme des LSS am komprimierten Unterschenkel stärker ausfiel. Für die KOF konnte dies nicht gezeigt werden, was sich möglicherweise darin begründet, dass sich nach einer vierwöchigen Kompressionsbehandlung ein Rückgang der Entzündungsprozesse primär anhand einer Abnahme des Erythems (bestimmt durch den LSS) und nicht anhand der Läsionsgröße (KOF) manifestiert. Zwischen komprimiertem und nicht komprimiertem Unterschenkel ergaben sich für den LSS sowie die KOF keine signifikanten Unterschiede.
  • sowohl mit als auch ohne Kompression eine Schmerzabnahme im Verlauf der vier Wochen eintrat, die unter Kompression stärker ausfiel.
  • der Gesamt-PASI und der DLQI im Studienverlauf ebenfalls rückläufig waren.
  • der Tragekomfort mit einer mittleren Schulnote von 2,07 insgesamt positiv bewertet wurde.
  • über 70 Prozent der Patient:innen keine Trageunterbrechung berichteten. In den übrigen Fällen betrug die Trageunterbrechung weniger als drei Tage.
  • in keinem Fall ein Köbner-Phänomen induziert wurde.

Die MKT stellt somit bei dieser Patient:innenklientel eine sinnvolle und sichere ergänzende Therapiemaßnahme dar.
Gerade im Hinblick auf die Häufigkeit eines bestehenden Unterschenkelödems bei Psoriasis-Patient:innen haben die Ergebnisse der klinischen Studie eine hohe Relevanz für den Versorgungsalltag und die adäquate Zuführung dieser Patient:innen zur MKT.

Die komplette Veröffentlichung können Sie sich unter dem folgenden Link herunterladen.

Zudem haben wir Ihnen die wichtigsten Fakten der Studie in einem informativen Scientific Summary zusammengefasst. Dieses finden Sie unter dem Reiter "Scientific Summaries".

Leitlinien

Nähere Informationen zur Psoriasis und deren Therapie finden Sie in der S3-Leitlinie „Therapie der Psoriasis vulgaris“.Diese könne Sie sich unter www.awmf.org herunterladen.

Die S2k-Leitlinie „Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK)“ gibt auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse evidenzbasierte Empfehlungen zur Anwendung medizinischer Kompressionstherapie.5 Die komplette S2k-Leitlinie zur Medizinischen Kompressionstherapie können Sie unter www.awmf.org herunterladen.

Zudem haben wir Ihnen die wichtigsten Empfehlungen der aktuellen Leitlinie zur medizinischen Kompressionstherapie in einem Scientific Summary zusammengefasst. Dieses finden Sie unter dem Reiter "Scientific Summaries".

Scientific Summaries

Scientific Summaries – Aktuelles aus der Wissenschaft zur Anwendung medizinischer Kompression bei Psoriasis-Patient:innen mit begleitendem Unterschenkelödem

Die Scientific Summaries geben Ihnen übersichtlich, kurz und kompakt einen Überblick zu

  • den aktuellen Ergebnissen aus klinischen Studien,
  • zu Leitlinienempfehlungen oder
  • sonstigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Laden Sie sich die Zusammenfassung hier herunter:

Quellen anzeigen

1Augustin M et al. Co-morbidity and age-related prevalence of psoriasis: Analysis of health insurance data in Germany. Acta Derm Venereol. 2010;90(2):147-151.

2Hjuler KF et al. Localization of treatment-resistant areas in patients with psoriasis on biologics. Br J Dermatol. 2019;181(2):332-337.

3Krefting F et al. Randomisierte klinische Studie zur Kompressionstherapie der Unterschenkel bei Patienten mit Psoriasis. Dermatologie (Heidelb) 2023;74(8):605-613.

4Nast A et al. Deutsche S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris. Online veröffentlicht unter: register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013-001 (Letzter Zugriff: 08.01.2024)

5Rabe E et al. S2k-Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). Online veröffentlicht unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/037-005 (Letzter Zugriff 19.12.2023).