Medizinisch-wissenschaftliche Informationen zur Anwendung medizinischer Kompression bei Patient:innen mit venösen Malformationen

Die medizinische Kompressionstherapie als Therapieoption zur Behandlung venöser Malformationen

Leitliniengerechte Behandlung venöser Malformationen mit medizinischer Kompression

Die venöse Malformation stellt mit 37 Prozent die häufigste Form der angeborenen vaskulären Anomalien dar. Die Prävalenz in der Gesamtbevölkerung liegt bei etwa 1 Prozent.1,2,3

Betroffene weisen pathophysiologische Erweiterungen der Venen auf, die zu venösen Stauungen, einem erhöhten Thromboserisiko und einer kontinuierlichen Zunahme der Läsionen führt.2 Je nach Größe und Lokalisation der venösen Malformation(en) leiden die Patient:innen oft unter einer verminderten Lebensqualität, die u. a. durch die Angst vor einer Progredienz der Erkrankung, eventuell auftretenden Schmerzen sowie einem möglicherweise beeinträchtigten optischen Erscheinungsbild hervorgerufen wird.

Aufgrund des oft noch jugendlichen Alters der Betroffenen sollte eine konservative Behandlung der venösen Malformation einem operativem Eingriff als Therapieoption der ersten Wahl vorgezogen werden. In der S2k-Leitlinie zur medizinischen Kompressionstherapie ist die Anwendung von Kompression zur Behandlung venöser Malformationen bereits als konservative Therapieoption verankert.4

Für ein tieferes Verständnis der Wirkweise medizinischer Kompression bei dieser Indikation führte das Universitätsklinikum Erlangen eine klinische Studie durch, die die Effekte flachgestrickter Kompressionsstrümpfe (mediven 550® ) auf die Ausprägung venöser Malformationen bei Kindern und Erwachsenen untersuchte.5

 

Nähere Informationen - unter anderem zur klinischen Studie oder den Scientific Summaries - finden Sie unter den jeweiligen Reitern.

Klinische Studie

Klinische Studie bestätigt: Patient:innen mit venösen Malformationen profitieren von der Anwendung medizinischer Kompression5

Das Universitätsklinikum Erlangen führte eine klinische Studie durch, in der die Effekte der medizinischen Kompressionstherapie (MKT) auf venöse Malformationen genauer untersucht wurden.
An der Untersuchung nahmen 18 Kinder und Erwachsene mit venösen Malformationen teil, die über einen Zeitraum von jeweils vier Wochen einen flachgestrickten Kompressionsstrumpf (mediven® 550 ) der Kompressionsklasse (KKL) 1 und 2 trugen. Neben der Bestimmung einer möglichen Volumenänderung der venösen Malformation mittels MRT und Perometer wurden die Lebensqualität sowie der Tragekomfort und die tägliche Tragedauer erfasst.

Es zeigte sich, dass

  • die Anwendung von medizinischen Kompressionsstrümpfen (MKS) unabhängig von der KKL (KKL 1 oder 2) zu einer signifikanten Volumenreduktion venöser Malformationen führt, ohne dabei die Lebensqualität zu beeinträchtigen.
  • eine Anwendung der KKL 2 eine nochmals stärkere Volumenreduktion der venösen Malformation im Vergleich zur KKL 1 hervorruft.
  • sich flachgestrickte MKS aufgrund ihres Herstellungsprozesses besonders gut zur Versorgung von Patient:innen mit venösen Malformationen eignen, da durch die besondere Stricktechnik die anatomischen Gegebenheiten optimal abgebildet werden können.
  • hinsichtlich der Volumenbestimmung der venösen Malformation die MRT-Messung als Detektionsmethode der Perometrie überlegen ist und die Erwartungen an die Messgenauigkeit noch übertroffen wurden.
  • der Tragekomfort für beide KKL gut bewertet und die vorgegebene Tragedauer eingehalten wurde.  Gerade mit Blick auf die oft jugendlichen Betroffenen ist folglich sowohl ein Therapieeinstieg mit einem MKS der KKL 1 ohne Beeinträchtigung des medizinischen Nutzens als auch eine weiterführende Therapie mit einem MKS der KKL2 ohne Verlust der Therapieadhärenz möglich.

Die komplette Veröffentlichung können Sie sich frei zugänglich unter dem folgenden Link herunterladen.

Zudem haben wir Ihnen die wichtigsten Fakten der Studie in einem informativen Scientific Summary zusammengefasst. Dieses finden Sie unter dem Reiter "Scientific Summaries".

Leitlinien

S2k-Leitlinie zur medizinischen Kompressionstherapie

Die aktuelle S2k-Leitlinie zur medizinischen Kompressionstherapie empfiehlt zur konservativen Behandlung venöser Malformationen die Anwendung medizinischer Kompression. Die komplette S2k-Leitlinie zur Medizinischen Kompressionstherapie können Sie unter www.awmf.org herunterladen.

Scientific Summary

Die Scientific Summaries - Aktuelles aus der Wissenschaft zur Medizinische Kompression bei venösen Malformationen

Die Scientific Summaries geben Ihnen übersichtlich, kurz und kompakt einen Überblick zu

  • den Ergebnissen aus aktuellen klinischen Studien,
  • zu Leitlinienempfehlungen oder
  • sonstigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Laden SIe sich die Zusammenfassung hier herunter:

Quellen anzeigen

1Eifert S et al. Prevalence of deep venous anomalies in congenital vascular malformations of venous predominance. J Vasc Surg. 2000;31(3):462-471.

2Richter GT, Friedman AB. Hemangiomas and Vascular Malformations: Current Theory and Management. Int J Pediatr. 2012;2012:645678.

3Clemens RK, Wohlgemuth WA (2022). Vaskulare Malformationen: Epidemiologie und spezielle Pathophysiologie. In: Hoffmann U, Weiss N, Cziha M, Linnemann B, Freisinger E (eds) Klinische Angiologie. Springer Reference Medizin.Springer, Berlin, Heidelberg.

4 Rabe E et al. S2k-Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). Online veröffentlicht unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/037-005.html (Letzter Zugriff 19.12.2023).

5 Li Y et al. Effect of Flat-Knitted Medical Compression Stockings on Venous Malformations. J Clin Med. 2023;12(7):2723.